Ist Dir das auch schon mal passiert? Im Urlaub wird ein Shirt gekauft, das sich zu Hause schnell zum Lieblings-Shirt entwickelt. Leider gibt es dieses Modell in der Heimat aber nicht zu kaufen, obwohl Du doch so gerne noch ein weiteres Exemplar in einer anderen Farbe hättest. Was tun? Wer sich jetzt ein Shirt nähen kann, ist eindeutig im Vorteil. Wer sich mit Schnittentwicklung zumindest ansatzweise auskennt, ist noch besser dran. Hier erfährst Du, wie Du Dein Lieblings-Shirt einfach nachnähen kannst. Das funktioniert natürlich nicht nur bei Urlaubsmitbringseln 😉
Materialliste
- Stoff für das neue Shirt: Baumwolljersey in der gewünschten Qualität und Farbe
- passendes Nähgarn
- gute Schneiderschere/Stoffschere
- Stecknadeln
- eventuell Kreidestift oder Bleistift (um die Schnittlinien vorzuzeichnen)
- Overlockmaschine, alternativ Nähmaschine (dehnbaren Stich einstellen)
- eventuell ein Bogen Packpapier oder Schnittmusterpapier, wenn Du einen Papierschnitt anfertigen willst
Die richtige Vorbereitung
Zuerst einmal sollte der Stoff für das neue Shirt gewaschen werden, damit das fertige Shirt später nicht übermäßig einläuft. Bevor Du mit dem Kopieren beginnst, solltest Du überlegen, ob Du das Shirt nur einmal nachnähen willst oder vielleicht mehrmals. Möchtest Du nur ein einzelnes Shirt, kannst Du direkt auf dem neuen Stoff arbeiten. Reicht Dir ein Shirt nicht aus, dann fertige lieber einen Papierschnitt an. Der lässt sich beliebig oft verwenden. Hier erkläre ich das Kopieren eines Shirts mit gerade angesetzten Ärmeln ohne Papierschnitt.
TIPP: Wenn Du die Ärmel gleich anschneiden willst, ist das natürlich auch möglich. Falte dann die Ärmel nicht auf den Stoff, sondern schneidet sie direkt mit dem Rücken- und Vorderteil zu. Vergiss dabei nicht die Saumzugabe von 3 cm.
Das Kopieren des Rückenteils
Leg den Stoff, aus dem Du das neue Shirt nähen möchtest, glatt auf einen Tisch (oder eine andere ebene Fläche) und falte ihn so zusammen, dass er in voller Länge doppelt liegt. Falte das Shirt auf die gleiche Weise, das Rückenteil liegt dabei außen. Jetzt legst Du das gefaltete Shirt so auf den Stoff, dass die Faltkanten übereinander liegen. Die Ärmel werden auf das Shirt gefaltet.
TIPP: Die Faltkante vom Stoff hat auch einen „professionellen“ Namen: Stoffbruch. Wenn Dir dieser Begriff begegnet, dann weißt Du jetzt, dass es sich um die Faltkante parallel zur Stoffkante handelt.
Da mein neues Shirt etwas schmaler werden soll, habe ich es ein wenig verschoben. Für einen breiteren Zuschnitt verschiebst Du das Shirt in die andere Richtung, also vom Stoffbruch (= Faltkante des Stoffes) weg. Achte darauf, dass die beiden Kanten parallel verlaufen, sonst wird Dein neues Shirt schief.
An der Unterkante wird nun die Saumkante dazugegeben (mindestens 3 cm), an der Seite die Nahtzugabe (ca. 1 cm). Wer mutig ist, kann dies frei zuschneiden. Es schadet aber auch nichts, die Schnittlinie vorher mit ein paar Stecknadeln zu markieren.
ACHTUNG: Der Halsausschnitt und die Schulterlinie werden jetzt noch nicht geschnitten! Dafür muss das Shirt wieder direkt am Stoffbruch platziert werden!
Platziere nun das Shirt wieder mit der Faltkante direkt über dem Stoffbruch. Jetzt kannst Du die Schulterlinie mit 1 cm Nahtzugabe und den Halsausschnitt mit ca. 2 cm Saumzugabe ausschneiden. Da bei meinem Shirt die Halskante ausfransen sollte, habe ich ohne Saumzugabe geschnitten.
Zuschnitt des Vorderteils
Das Zuschneiden des Vorderteils ist jetzt (fast) ein Kinderspiel. Zuerst legst Du das eben zugeschnittene Rückenteil mittig gefaltet an den Stoffbruch. Schneide nun das Vorderteil genau an den Schnittkanten des Rückenteils aus, außer am Halsausschnitt. Lege das Rückenteil zur Seite und nimm wieder Dein „altes“ Shirt zur Hand. Diesmal knickst Du das Vorderteil an der Mitte zusammen, sodass Du den halben Halsausschnitt an Dein eben zugeschnittenes Vorderteil legen kannst.
Jetzt schneidest Du den vorderen Halsausschnitt zu. Vergiss die ca. 2 cm Saumzugabe nicht, wenn Du den Halsausschnitt säumen möchtest. Auf dem Foto siehst Du auch das zugeschnittene Rückenteil. Mit einer Stecknadel kannst Du die Breite des rückwärtigen Halsausschnitts markieren, um den vorderen Ausschnitt exakt anzupassen.
Ärmel zuschneiden
Jetzt fehlen nur noch die Ärmel für Dein neues Shirt. Bei meinem Ursprungsshirt sind die Ärmel angeschnitten. Ich wollte aber lieber extra Ärmel haben, das sieht bei gestreiftem Stoff einfach schöner aus.
Markiere nun auf dem „alten“ Shirt mit Stecknadeln die Seitenkante beziehungsweise den Ärmelansatz. Dafür kannst Du auch das Shirt noch mal auf das gerade zugeschnittene Vorder- oder Rückenteil legen.
Da der Ärmel, den Du als Muster benutzt, ja schon doppelt liegt, muss der neue Ärmel ebenfalls doppelt (= im Stoffbruch) zugeschnitten werden. Lege also Deinen Stoff wieder gefaltet auf den Tisch und den Ärmel Deines Shirts so darauf, dass die Schulternaht auf dem Stoffbruch liegt.
Schneide nun den Ärmel mit 1 cm Nahtzugabe an der Seite und 3 cm Saumzugabe an der Unterkante zu. Bei Bedarf kannst Du die Ärmellänge vor dem Zuschnitt noch anpassen. Markiere Dir die Schnittlinie dafür am besten mit Stecknadeln.
Nun schneidest Du den zweiten Ärmel zu. Dafür platzierst Du einfach den ersten Ärmel auf dem Stoff, mit dem Knick am Stoffbruch. Fertig sind alle Schnittteile. Jetzt geht daran, das Shirt zu nähen.
Das Shirt nähen
Zuerst schließt Du die Schulternähte, dann setzt Du die Ärmel an. Anschließend schließt Du die Ärmel- und Seitennaht in einem Arbeitsgang. Zum Schluss säumst Du noch die Ärmel, die Unterkante des Shirts und den Halsausschnitt.
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