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Wolle oder Garn: Was ist der Unterschied?

“Ich muss mal wieder Wolle kaufen!”, “Ich brauche neues Garn.” “Wo hast Du die Wolle her?” oder “Was ist das für Garn?” Solche oder ähnliche Sätze fallen unter Handarbeitenden häufig. Die Bezeichnungen Wolle oder Garn können dabei beliebig ausgetauscht werden, ohne dass es zu Kommunikationsproblemen kommt. Ist ja auch wurscht – Wolle oder Garn – ist doch dasselbe, oder nicht? Weit gefehlt! Aber fangen wir von vorne an, es ist gar nicht so schwer. Nachher weißt Du ganz genau Bescheid und kannst mitreden wie ein Profi 😉

Was ist Wolle wirklich?

Als Wolle werden im Prinzip alle tierischen Fasern bezeichnet, egal von welchem Tier, in welcher Qualität oder in welchem “Verarbeitungszustand” auch immer. Meistens ist Schafwolle gemeint, es gibt aber auch andere wollgebende Tier, wie zum Beispiel Lamas und Alpakas, Kaninchen, Ziegen, Yaks, Kamelen …

Liest Du die Bezeichnung “Schurwolle”, dann darfst Du davon ausgehen, dass die Wolle von einem lebendigen, gesunden Schaf stammt. Lebendig? Ja, Wolle kann theoretisch auch von einem toten Tier gewonnen werden. Das ist dann Sterblingswolle, Haut-, Schlacht- oder auch Gerberwolle, die übrigens alle nicht extra gekennzeichnet werden müssen.

Eine Kaschmirziege liefert nur wenig, aber besonders feine Wolle

Wie wird Wolle verkauft?

Du kannst Wolle in verschiedenen Verarbeitungsstadien kaufen, je nachdem, was Du damit machen möchtest. Hier ist ein kleiner Überblick:

  • als sogenannte Rohwolle oder Schweißwolle: Frisch geschoren und ungewaschen enthält diese Wolle oft noch einige Pflanzenfasern (Heu, Stroh) und je nach Sortierung mehr oder weniger Kotreste. Relativ saubere Wolle kann gut gewaschen und weiterverarbeitet werden. Sie eignet sich abhängig von der Qualität nach dem Kardieren zum Spinnen und/oder Filzen. Sehr verschmutzte Rohwolle gibt einen guten Langzeitdünger ab und eignet sich zum Mulchen im Garten.
  • gewaschen in der Flocke: Die Wolle ist wirklich nur gewaschen, nicht in Form gebracht. Das erspart Dir eine Menge schmutziger Arbeit beim Waschen. Auch in dieser Wolle findest Du noch mehr oder weniger leichte Verunreinigungen durch Pflanzenreste.
  • als Kardenband, Kammzug oder im Vlies: Diese Wolle ist schon gekämmt und/oder kardiert und wirklich “sauber”. Du kannst sie sofort verspinnen und/oder zum Filzen verwenden. Vereinzelt können noch (sehr) kleine Pflanzenreste enthalten sein, sie lassen sich beim Spinnen oder Filzen aber leicht entfernen.
  • Natürlich kannst Du Wolle auch fix und fertig versponnen und verzwirnt kaufen, im dekorativen Strang oder praktisch zum Knäuel gewickelt.

Was ist “Garn”?

Per Definition ist Garn “ein Faden aus Fasern” (OxfordLanguages) oder ein “linienförmiges Gebilde, zu denen Textilfasern und -fäden gesponnen werden” (Hessnatur). Alles klar?

Nicht ganz verstanden? Dann wollen wir das Garn mal aufdröseln: Unter einem “linienförmigen Gebilde” = Faden sind versponnene Fasern jedweder Herkunft zu verstehen. Es können Naturfasern tierischen oder pflanzlichen Ursprungs sein, aber auch chemische Fasern oder jede erdenkliche Mischung daraus.

Sprichst Du also von Garn, dann redest Du von Fäden, egal welcher Herkunft oder Qualität. Eigentlich müssten die Handarbeitsgeschäfte daher Garngeschäft heißen und nicht Wollgeschäft, denn die wenigsten dürften tatsächlich nur (oder zumindest überwiegend) Wolle verkaufen.

Wann ist Wolle Garn oder Garn Wolle?

Wolle ist Garn, wenn sie entsprechend verarbeitet (= gesponnen und eventuell auch verzwirnt) wurde.

Garn ist Wolle, wenn es aus tierischen Fasern besteht.

Ist doch ganz einfach, oder nicht?

Möchtest Du gern mehr über Wolle, Garn und Handarbeiten wissen? Dann lies hier weiter:

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Häkeln oder Stricken: was ist besser?

Häkeln oder Stricken? Oder doch beides? Da gehen die Meinungen weit auseinander. Die beiden Handarbeitstechniken werden von “Unwissenden” oft verwechselt. “Wissende” teilen sich in vier Gruppen:

  • Gruppe 1 weiß, wovon die Rede ist.
  • Gruppe 2 kann häkeln.
  • Gruppe 3 kann stricken.
  • Gruppe 4 kann beides.

Natürlich gibt es noch einige Untergruppen, was die genauen Fertigkeiten und Vorlieben angeht, aber so tief wollen wir hier nicht einsteigen. Hier geht es darum, welche Technik “besser” ist. Schauen wir mal genauer hin:

Häkeln oder Stricken: was ist der Unterschied?

Erst mal kurz zu den Gemeinsamkeiten beider Handarbeitstechniken: Sowohl beim Häkeln als auch beim Stricken fertigst Du mithilfe einer beziehungsweise mehrere Nadeln aus einem Faden eine mehr oder weniger glatte “Fläche”. Das kann ein Kleidungsstück sein oder auch eine dreidimensionale Figur. Durch unterschiedliche Maschen sowie das Abnahmen oder Zunehmen von Maschen gestaltest Du Muster und Formen.

Kommen wir nun zu den Unterschieden:

  • Während Du beim Häkeln nur eine Nadel mit einem Haken am Ende benutzt, benötigst Du zum Stricken mindestens zwei Nadeln OHNE Haken (oder alternativ eine Rundnadeln mit zwei Nadelenden).
  • Beim Häkeln hast Du in der Regel nur eine Masche auf der Nadel (Ausnahme: Du möchtest gerade Maschen abnehmen/zusammen häkeln), beim Stricken dagegen immer ALLE Maschen Deines Strickteils.
  • Verlierst Du beim Stricken eine Masche von der Nadel, dann kann eine “Laufmasche” daraus werden: Die Maschen/Schlingen unter der verlorenen Masche lösen sich ebenfalls auf und es entsteht eine unschöne Lücke zwischen den danebenliegenden Maschen. Wenn Du Pech hast, läuft die Masche durch Dein ganzes Strickstück und muss mühsam wieder “hochgeholt” werden.
    Das kann Dir beim Häkeln nicht passieren. Dein Häkelstück kann sich immer nur von der zuletzt gehäkelten Masche her auflösen, also reihen- oder rundenweise. Du musst dann eben von dem Punkt an weiterarbeiten, bis zu dem Deine Maschen sich aufgelöst haben.

Stricken oder Häkeln: was ist leichter zu lernen?

Hier punktet eindeutig das Häkeln! Warum? Du musst nur eine einzige Nadel beherrschen und nicht mit zwei Nadeln kämpfen (oder gar mit FÜNF! wie beim Socken stricken). Weitere Vorteile beim Häkeln lernen sind:

  • Du hast immer nur eine Masche auf der Nadel. Beim Stricken können es locker auch mal 100 sein. Rutscht Dir die Nadel aus der Arbeit, dann hast Du Deine Häkelmasche schnell “wiedergefunden”. Beim Stricken geht dagegen auch mal eine verloren. Das Ergebnis nennt sich dann Laufmasche. Kennst Du vielleicht von Deiner Nylonstrumpfhose. Ist beim Stricken (mindestens) genauso ärgerlich.
  • Passt zu Punkt 1: Wenn Du Deine Häkelarbeit pausieren möchtest, dann ziehst Du einfach die letzte Masche zu einer großen Schlaufe und nix ribbelt auf. Beim Stricken musst Du dagegen aufpassen, dass keine Masche versehentlich von der Nadel rutscht.
  • Häkelmaschen und -reihen sind leichter zu zählen als gestrickte. Muss man die Maschen überhaupt zählen? Nun ja, wenn am Ende was Vernünftiges rauskommen soll, dann macht das Zählen durchaus Sinn. Wie sonst sollte ein Amigurumi eine schöne Form bekommen? Oder das Vorderteil eines Pullis zum Rückenteil passen?

Häkeln oder Stricken: was macht mehr Spaß?

Ganz klare Antwort: kommt darauf an, wen Du fragst! Ein/e begeisterte/r Häkler/in wird sagen, dass Häkeln mehr Spaß macht, ein/e Stricker/in natürlich das Gegenteil behaupten. Ich kann beides und muss sagen: kommt darauf an. Stricken (ohne Muster) kann ich, ohne hinzusehen, also auch beim Busfahren (als Mitfahrerin!) oder beim Fernsehen. Beim Häkeln (aber auch beim Muster stricken) muss ich auf meine Arbeit gucken. Dann wird aus Fernsehen eben Fernhören. Geht auch prima, wenn die Handlung gut kommentiert wird (Dialoge oder so). Naturaufnahmen kommen akustisch nicht so gut rüber. Was mir also mehr Spaß macht, hängt davon ab, wo ich mich gerade befinde und was ich sonst noch tue.

Stricken oder Häkeln: was geht schneller?

Gehen wir von dem gleichen Garn aus, dann geht das Häkeln durchaus ein wenig schneller. Zwar brauchst Du zum Häkeln einer einzigen Masche länger, da sie mehrere “Arbeitsgänge” erfordert, dafür erschaffst Du damit aber auch eine “größere Fläche”. Im Einzelnen hängt es natürlich davon ab, mit welchen Maschen Du häkelst. Mit Stäbchen kommst Du besonders schnell zum Ziel.

Was bringt bessere Ergebnisse?

Auch hier kommt es wieder ganz darauf an, was Du haben möchtest. Gestricktes ist in der Regel weicher als Gehäkeltes. Stricken eignet sich also gut für weiche, kuschelige Kleidung oder für Decken. Gehäkelte Arbeiten sind dagegen fester und behalten besser ihre Form. Außerdem sind sie dicker. Topflappen werden daher meistens gehäkelt (alternativ doppelt gestrickt). Auch für Amigurumi eignet sich das Häkeln besser. Du kannst die Figuren dann fester stopfen und detailreicher ausformen. Utensilos bleiben gehäkelt ebenfalls besser in Form.

Noch ein kleines Beispiel: Spülis. Gestrickte Tücher sind weich und können (locker gestrickt = besonders weich) als Babywaschlappen benutzt werden. Mit (fest) gehäkelten Lappen kannst Du dagegen Töpfe schrubben.

Fazit

Weder das eine, noch das andere ist “besser”. Häkeln und Stricken kann durchaus als gleichwertig betrachtet werden. Das betrifft den Spaßfaktor und die Eignung für bestimmte Zwecke genauso wie die “Qualität” der Arbeit. Jede Technik hat ihre eigenen Vorzüge und Nachteile. Am besten probierst Du beides aus. Dann kannst Du Dich bei jedem neuen Projekt für die am besten geeignete Methode entscheiden. Oder für das passende Projekt zum Bus- oder Bahnfahren, neben dem Fernsehen …

Du weißt nicht, womit Du anfangen sollst? Dann schau mal hier:

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Gestrickte Klude (dänische Spültücher)

Klude ist das dänische Wort für „Lumpen“, “Tücher”, und auch “(Wasch-)Lappen”. Auf Deutsch werden dänische Spültücher auch gern “Spülis” genannt. Die vielseitig verwendbaren Tücher können gestrickt oder gehäkelt werden. Je nach Verwendungszweck kannst Du sie fester oder weicher, dicker oder dünner arbeiten. Auch die Größe lässt sich beliebig variieren, vom kleinen Waschlappen bis hin zum Handtuch.

Welches Material eignet sich für dänische Spültücher und Waschlappen?

Aus hygienischen Gründen solltest Du dänische Spültücher aus Garn arbeiten, das sich mit hohen Temperaturen (mindestens 60 °C) waschen lässt, also aus Baumwollgarn. Am besten siehst Du Dir die Pflegeempfehlungen auf der Banderole an. Oft wird dort die Wäsche bei 30 °C oder 40 °C empfohlen. Auch dieses Garn kannst Du verwenden und mit 60 °C waschen, aber die Farben bleichen unter Umständen leichter aus. Außerdem kann das Tuch auch etwas mehr einlaufen.

Wie mache ich meine eigenen Spülis?

Egal, ob Du lieber strickst oder häkelst, die Tücher lassen sich mit beiden Techniken relativ schnell anfertigen. Du brauchst nur ein Knäuel Baumwollgarn, die passenden Häkel- oder Stricknadeln und vielleicht noch eine Anleitung.

Je dünner Dein Garn ist, desto “feiner” werden die Tücher, mit einer dicken Nadel gearbeitet sind sie besonders weich. Generell fühlt sich Gestricktes weicher an als etwas Gehäkeltes. Überleg Dir also schon vor dem Beginn Deiner Arbeit, wofür die Tücher verwendet werden sollen. Einen Babywaschlappen würd ich zum Beispiel mit dünnem Baumwollgarn stricken, einen Putzlappen eher aus dickem Garn häkeln.

Möchtest Du Deine Tücher für verschiedene Bereiche im Haushalt nutzen, dann solltest Du sie unbedingt deutlich kennzeichnen. Dafür hast du mehrere Alternativen:

  • Jeder Bereich hat seine eigene Farbe oder Farbpalette, zum Beispiel blau für das Bad, gelb für die Küche, grün für die Körperpflege
  • Jeder Bereich bekommt ein eigenes Muster, z.B. kleine oder große Karos, Rauten- oder Webmuster
  • Die Lappen für den einen Bereich häkelst du, die für den anderen Bereich strickst Du
  • Natürlich kannst du auch jedem Familienmitglied eine eigene Farbe gönnen, vielleicht jeweils die Lieblingsfarbe

Einfache Anleitungen für Anfänger

Es gibt zahlreiche Anleitungen für Spültücher aller Art, auch ich habe einige geschrieben. Du findest sie in meinem Shop bei Crazypatterns. Vielleicht hast Du gerade erst mit dem Häkeln oder Stricken begonnen, auch dann kannst Du Deine eigenen Spülis herstellen. Das gestrickte Tuch ist besonders weich und eignet sich sogar für zarte Babyhaut. Hier ist die Anleitung für ein ganz einfaches gestricktes Tuch:

Einfaches Stricktuch

Material: Du brauchst für dieses Tuch ein Knäuel dünne Baumwolle (Lauflänge 170 m/50 g) und ein paar Stricknadeln der Stärke 2 bis 2,5 mm (wenn Du eher locker strickst) beziehungsweise 3 mm (wenn Du sehr fest strickst), sowie eine Häkelnadel der Stärke 2,5 oder 3 mm.

Was Du können solltest:

  • Maschen anschlagen und abketten
  • rechte Maschen stricken
  • für den Aufhänger: Luftmaschen (und feste Masche) häkeln

Hast Du noch nie gestrickt (oder gehäkelt), dann sieh Dir entsprechende Videos bei YouTube an.

Anleitung:

Schlag 75 Maschen an und stricke das komplette Tuch kraus rechts (Hin- und Rückreihe nur rechte Maschen). Wenn das Tuch quadratisch ist, dann kettest Du alle Maschen ab. Schneide den Faden nicht ab, sondern nimm die letzte Masche auf eine Häkelnadel. Häkle den Aufhänger aus Luftmaschen, so lang wie Du ihn haben möchtest. Zum Schluss häkelst Du noch eine feste Masche in das Tuch, um den Aufhänger zu befestigen. Alternativ kannst Du ihn auch annähen.

Anleitung 2:

Wenn Du schon rechte und linke Maschen stricken kannst, dann arbeite Dein Tuch mit einem Rand in Perlmuster. Die ausführliche Anleitung findest Du (kostenpflichtig und mit “integriertem” Aufhänger) in meinem Shop, die Kurzanleitung ist hier:

Schlage 75 Maschen an und arbeite 5 Reihen im Perlmuster. Arbeite dann das Perlmuster über die ersten und letzten 5 Maschen jeder Reihe weiter, den mittleren Teil strickst Du dagegen kraus rechts. Wenn das Mittelteil quadratisch ist, dann wechselst Du über die komplette Breite wieder auf das Perlmuster. Nach 5 Reihen Perlmuster kettest Du alle Maschen ab und häkelst den Aufhänger.

Kraus rechts gestricktes Spültuch mit Perlmusterrand

Das war doch gar nicht so schwer, oder? Wenn Du auf den Geschmack gekommen bist, dann sieh Dir gern weitere Anleitungen von mir an!