Umzug: Rundum sorglos?

Hilfe, ich wohne in einem Haus voller Sperrmüll! Das muss ich erst mal verdauen! Gestern noch war ich stolz auf unsere weitgehend gut erhaltenen alten Vollholzmöbel, aber ein Spediteur hat mich eines Besseren belehrt: alles nur noch Sperrmüll! Aber fangen wir vorne an:

Einpackservice: Ja oder Nein?

Wer umzieht, hat die Wahl: selber packen oder packen lassen. Eigentlich bin ich eher Team “Selber packen”. Dann behalte ich den Überblick und kann bei jedem Stück entscheiden, ob es wirklich mitkommen soll oder nicht. Aber als Ü50, gesundheitlich “angeschlagen” und mit einem Umzugstermin in allernächster Zukunft, haben wir uns für den Einpackservice entschieden. Eine gute Wahl, angesichts der vielen Gläser und zahlreichen Bücher in unserem Haushalt.

Umzugstag Nummer 1

Fast pünktlich erschienen zwei Möbelpacker mit xxx Kartons – ein bisschen Privatsphäre muss bleiben 😉 – und der “Spaß” begann. Er endete am Nachmittag, als alle Kartons gefüllt waren. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, mein Arbeitszimmer weitgehend selber einzupacken und auch sonst das eine oder andere. Leider waren am Ende der Kartons noch nicht alle Sachen verpackt. Morgen gibt es einen zusätzlichen Stapel. Gut, dass der Umzugswagen mit Anhänger kommen soll!

Als wir, endlich wieder allein, durch das volle Haus mit (nahezu) leeren Schränken gingen, stellte mein Mann fest, dass seine Schuhe alle eingepackt waren und er nur noch Hausschuhe hatte. Also durchsuchten wir die Kartons im Flur nach einem fürs Autofahren geeigneten Paar. Wie gut, dass diese kleine “Panne” rechtzeitig aufgefallen war 🙂

Besser als Latschen zum Autofahren 😉

Am Abend machten wir es uns im Wohnzimmer zum Fernsehen “gemütlich”. Die ungewohnte Arbeit schlaucht ganz schön! Die Gemütlichkeit ließ allerdings zu wünschen übrig, angesichts des Karton-Labyrinths im Wohnzimmer und der Aussicht auf mindestens zwei weitere arbeitsreiche Tage 😉

Gemütlicher Abend vor dem “Fernseher”

Umzugstag Nummer 2:

Früh am Morgen rückte eine ganze Mannschaft Möbelpacker an, die sofort tatkräftig ans Werk gingen. Die zusätzlichen Kartons füllten sich zusehends, die am Vortag gefüllten verschwanden in der Zwischenzeit im Umzugswagen. Sie wurden, wie später auch die Möbel, aus dem Wohnzimmerfenster direkt auf die Ladefläche gereicht. Die Geschwindigkeit war echt beeindruckend. Gelernt ist halt gelernt. Na ja, der Wäscheschrank rutschte einem Möbelpacker aus der Hand und knallte auf die Treppe, die Ecke des Schuhschranks verfehlte das Wohnzimmerfenster nur um wenige Millimeter und der Rollcontainer aus meinem Büro landete recht unsanft auf dem Boden des Umzugswagens, wo sich der Inhalt mehr oder weniger dekorativ verteilte. Das Klebeband ist heutzutage wohl auch nicht mehr das, was es mal war …

Gegen Mittag war der Umzugswagen voll – brechend voll. Die Tischtennisplatte wurde oben über den Möbeln unter dem Dach des Umzugswagens festgezurrt. Wie die heil wieder runterkommen sollte, war mir ein Rätsel – und ist es bis heute 😉

Die Möbelpacker wollten noch am selben Tag “mit dem Ausladen beginnen”, damit es am nächsten Tag nicht zu lange dauert. Wir beabsichtigten dagegen, erst gegen Abend zu fahren. Der Elbtunnel zur Rushhour mit dazugehörigem Stau ist nichts mehr für uns. Daher bekamen die Möbelpacker einen Schlüssel für das neue Haus. Nicht ganz ohne Bauchschmerzen meinerseits – zu Recht, wie sich später herausstellte. Bevor wir den Kontrollgang im Haus beendet hatten, war der Umzugswagen schon auf dem Weg ins neue Heim.

Komisch, wie leer das Haus plötzlich aussah! Obwohl: ganz leer war es ja nicht. Einige Möbel durften bleiben, ebenso wie einige Dinge, die verschenkt oder entsorgt werden sollten. Ein paar persönliche Dinge sowie meine “Buchführung” wollten wir im Privatwagen mitnehmen. Dazu gesellten sich Bilder und Pflanzen, die nicht mehr in den Umzugswagen passten.

Tja, und dann noch der vergessene Spiegel (hatten wir in der Hektik gar nicht bemerkt, dass er immer noch an der Wand hing), stehengelassene “gute” Schuhe im Schlafzimmer, einige Beutel Füllwatte für Häkelfiguren (von den Möbelpackern als unnützer Kram oder Packmaterial angesehen?) und einige weitere Kleinigkeiten.

Etwas essen, ein wenig ausruhen, Reste packen. Noch schnell unter die Dusche, bevor die Reise losgeht und saubere Klamotten an. Oh, sh..t! Keine saubere Unterwäsche mehr im Haus! Da gibt es nur zwei Möglichkeiten … Welche hättest Du gewählt? 😉

Schade, dass wir keinen LKW fahren – oder wenigstens einen Sprinter! Nachdem Pflanzen, Bilder, die “Kühlschrankfüllung”, restliche Schmutzwäsche und unsere persönlichen Rucksäcke mit Handy und Papieren in unserem “kleinen” Auto verstaut waren, blieb kein Platz mehr für den Buchführungskarton, meine Frau-Schulze-Decke, die Weinkartons und die Tasche mit Handarbeitszeug und “Kleinkram”. Na gut, kann man vielleicht drauf verzichten. In drei Wochen sind wir ja noch mal hier.

Der “vorgezogene” dritte Umzugstag

Kaum hatten wir gegen Abend das “alte” Haus verlassen, um ausgeruht in die neue Heimat zu starten, klingelte das Telefon: “Wann kommt Ihr hier an?” Na, in ungefähr vier Stunden, wie geplant. “Und wo ist das Gästezimmer?” Wie im mitgegebenen Plan eingezeichnet geradeaus gegenüber der Treppe.

Einige Zeit später, wir waren inzwischen in der Nähe von Hamburg, der nächste Anruf: “Der Spitzboden ist voll. Wo sollen die restlichen Kartons hin?” Ups, das geht ja schnell, da oben im Norden. So hatten wir eigentlich nicht gewettet!

Meine Antwort: “Das können wir doch morgen entscheiden, wenn wir vor Ort sind.” “Der Kollege möchte das gern heute noch machen. Ein polnischer Kollege ist krank geworden und muss so schnell wie möglich wieder zurück. Er kann hier nicht behandelt werden.”

Bis zu unserer Ankunft gegen elf Uhr saß ich buchstäblich auf heißen Kohlen. Was würde uns wohl erwarten? Kein Umzugswagen, sondern ein mit Umzugskartons voll gestelltes Haus!

Zwei Möbelpacker warteten im Wohnzimmer auf unsere Unterschrift unter den Frachtpapieren, die anderen waren schon auf dem Weg ins knapp 30 Kilometer entfernte Hotel. Die beiden sollten später abgeholt werden, das Auto war schon voll besetzt. Der Umzugswagen parkte um die Ecke, bis er am nächsten Tag wieder fahren durfte.

“Die Kleidung konnten wir übrigens nicht in den Schrank hängen.” Nee, die Kleiderstange lag ja noch in unserem Auto. Sie war zwei Millimeter zu lang. Wir hatten sie zum Kürzen mitgenommen, damit wir sie rechtzeitig vor Ankunft der Möbelpacker am dritten Umzugstag montieren könnten.

Ohne die Möbel – sie waren hinter den Kartons kaum zu sehen – geschweige denn die Kartons selber oder ihren Inhalt kontrollieren zu können, unterschrieb ich wider besseres Wissen die nicht ganz korrekt ausgefüllten Papiere und verzichtete darauf, dass die Möbelpacker am nächsten Tag noch einmal kommen, um die Möbel richtig hinzustellen und die Regale korrekt aufzubauen.

Hätte ich nicht tun sollen, ich weiß. Vielleicht bin ich doch zu nett, wie Schwiegersohn behauptet? 😉 Aber mir taten die Leute leid, die morgens um halb acht mit der Arbeit begonnen hatten und nun um halb zwölf in der Nacht darauf warteten, endlich ins Hotel und zum (wohlverdienten?) Feierabend zu kommen. Außerdem war da noch der polnische Kollege, der möglichst schnell in ärztliche Behandlung kommen sollte …

Der “echte” dritte Umzugstag

Nach dem ganzen Stress hatten wir uns das Ausschlafen redlich verdient! Anschließend gab es Frühstück, für das wir uns erst einen Zugang zum Wasserhahn “freischaufeln” mussten.

Frisch gestärkt und auf einiges gefasst gemacht, sichteten wir die Lage – wobei das Wort “Sicht” eher das Problem als die Lage beschreibt 😉

Also frisch ans Werk und ausgepackt! Liebst Du Überraschungspäckchen? Ich auch – zumindest in Grenzen. 😉 Wir entdeckten das eine oder andere “Schätzchen”, das längst in Vergessenheit geraten war, während wir nach Kisten (oder besser deren Inhalt suchten), die sich immer gerade in der hintersten Ecke befanden, egal wo und wonach wir gerade suchten.

Am Ende des Tages stellte sich heraus, dass ich im Abfahrtschaos angesichts des “viel zu kleinen Autos”, mit meiner Kleinkramtasche auch die Fernbedienungen für Fernseher und Firestick sowie mein dringend für die Arbeit der nächsten beiden Wochen benötigte iPad im alten Zuhause stehen gelassen hatte …

Ade, du gemütlicher Fernsehabend! Aber wie zum Geier soll ich nun rechtzeitig mein Ausmalbuch fertig kriegen?

Alles Sperrmüll, oder was?

Bis wir einen wirklichen Überblick über Möbel und Kartons hatten, vergingen einige Tage. Bis das Wichtigste an seinem Platz war, noch ein paar Tage mehr. Daran waren allerdings auch unsere “Zipperlein” und eine Borreliose-Infektion schuld – ein paar Mitbringsel aus der alten Heimat, die sich wohl in irgendeinen Karton geschlichen hatten. 😉 So ist uns natürlich auch der eine oder andere Schaden erst im Laufe der Tage aufgefallen und wir gaben eine Schadenmeldung ab.

Angesichts der “außergewöhnlichen Umstände” hofften wir auf eine großzügige Auslegung der Meldefristen, denn wir hatten ja gar keine Möglichkeit, von der Autobahn aus unsere Möbel auf Schäden zu untersuchen. Im Haus angekommen war es dunkel (einige Räume hatten noch keine Lampen) und schon sehr spät, die Möbelpacker hatten noch etwa eine halbe Stunde bis zu ihrer Unterkunft zu fahren. Bis wir alle Möbel hinter den Kartonbergen inspiziert hätten, wäre Mitternacht längst vorbei!

Auszug aus den Haftungsbedigungen

Die Antwort des Spediteurs war enttäuschend:

Der dunkle Riss in meiner Lieblingstasse sei alt, weil dunkel.

Bevor der Kaffee durch den Riss nach außen kam, hatte ich den feinen Riss selber nicht bemerkt.

Der Brotbacktopf sei trotz abgesprungenem Griff noch zu benutzen.

Ist kein BrotBACKtopf, sondern ein Topf zur Aufbewahrung, der täglich in Gebrauch ist. Da ich mir nicht in den Finger schneiden möchte, wurde der Topf inzwischen entsorgt.

Für die Macken in der Tapete reicht eine Tube Moltofill, die Tischplatte kann man leimen. Und dann der nette Satz: “Über die Grundhaftung ist sämtliches Umzugsgut zum Zeitwert versichert, gerade Möbel haben nach wenigen Jahren nur noch Sperrmüllwert, das ist leider so.”

Warum haben wir eigentlich XXX Euro für den Transport von Sperrmüll ausgegeben? 😉

Sperrmüll kann doch wirklich schön sein, oder? 😉

TIPP: Wenn Du mal umziehst, dann spar Dir den Umzugswagen. Verkauf Deine “antiken” Möbel teuer über Kleinanzeigen und deck Dich in der neuen Heimat mit billigen alten Möbeln ein – ist doch eh alles Sperrmüll!

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PS: Aus Interesse habe ich mal nach einigen Möbelstücken gesucht und tatsächlich das eine oder andere in exakt der gleichen Ausführung gefunden, Wert: einige hundert Euro 🙂

Wie wertvoll Sperrmüll doch sein kann 😂


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Kommentare

3 Antworten zu „Umzug: Rundum sorglos?“

  1. Avatar von Roswitha Böhm

    Moin Ursula,

    erst einmal herzlich willkommen in der Nachbarschaft! 😀

    Vielen Dank für diesen wundervollen Beitrag. Ich habe herzlich gelacht!

    Kennst du den Film “Dave made a maze”? Da geht es auch um ein Labyrinth aus Kartons, in dem der Protagonist sich verirrt. Daran musste ich angesichts eueres Wohnzimmerlabyrinths denken. 😂

    Übrigens: In Deutschland darf man sogar nackt Auto fahren. Ist zumindest nicht verboten. Aber aussteigen darfst du so nicht. – Was wäre dagegen schon barfuß? 👣😉

    Das Foto mit “Blick ins Wohnzimmer” finde ich spitze! Das sieht so aus, als würde der Teddy sich das Chaos angucken. Zuckersüß! 🧸

    Liebe Grüße aus “O-Town” (Etwa 74 Kilometer Luftlinie von HH.)
    Rosi

    P.S.: Merke: Sturm ist es erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben! 🌬️🐑😉

    1. Avatar von Ursula Eggers

      Hallo Rosi,

      inzwischen können wir auch darüber lachen – mehr oder weniger ;-). Sorry, dass ich Dir erst jetzt antworte, die Gründe sind ganz einfach: viel Arbeit und wenig Internet. Eigentlich sollte Brummla, mein Urlaubär, ja einen Artikel über den Umzug schreiben, daher hatte er immer alles im Blick. Vielleicht schaffen wir das ja beim nächsten oder übernächsten Co-Blogging …
      Den Film kenne ich übrigens noch nicht, muss ich gleich mal nach googeln.

      LG Ursula

  2. […] für die Parade gemacht habe. Warum nicht? Ich bin “zwischendurch mal eben” umgezogen. Das war echt ein Abenteuer! Aber das ist ein anderes Thema […]

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