Manchmal läuft das Leben nicht sowie geplant, na ja eigentlich ziemlich oft. Geht Euch da auch so? Dieser Dezember ist in meinem Leben ein Paradebeispiel dafür. Dabei war er so gut geplant: Weihnachtsgeschenke für den Mini-Enkel häkeln, Anleitungen gleich mitschreiben, beim Jahresrückblog mitmachen (und nicht nur anmelden), über Weihnachten 14 volle Tage beim Mini-Enkel verbringen. Nix Außergewöhnliches vielleicht, aber richtig schön. Und dann? Kam alles ganz anders als geplant!
Leerer Anfang
Eigentlich ist der Dezember ein Schlemmermonat, bei mir begann er mit einem Fastentag. Am 2. Dezember hatte ich nämlich einen Termin zur Darmspiegelung (Krebsvorsorge, ab einem bestimmten Alter sinnvoll, bei familiärer Vorbelastung noch etwas früher). Nach einem leichten Frühstück und einer klaren Brühe zum Mittag gab es also nichts mehr zu essen, nachmittags einen Spezial-Shake und drei Liter Flüssigkeit. Ging zwar nicht leicht runter, aber es ging mir ganz gut damit.
Schwierig wurde es am nächsten Morgen. Um 3:00 Uhr war der nächste Shake fällig und wieder viel trinken angesagt. So langsam wurde mir übel. Mit Mühe hab ich meine Ration runtergekriegt, leider blieb nicht alles drin – Kommentar der Praxismitarbeiterin: “Abführmittel nicht vertragen, kann passieren.” Aber der Darm war sauber, das war die Hauptsache. Die Spiegelung selber hab ich dank einer kleinen Spritze verschlafen, die anschließende Migräne dagegen nicht. Der Tag war eine kleine Hölle, die einige Tage nachwirkte.
Hohler Kopf
Es dauerte tatsächlich eine ganze Woche, bis mein Kreislauf sich wieder erholt hatte. An Arbeit war kaum zu denken, die Konzentration hatte mich wohl zusammen mit dem Inhalt meines Verdauungstraktes verlassen. Mit viel Mühe hab ich zumindest die zum Nikolaustag vorbestellte Schildkröte fertig häkeln können. Mehr war nicht drin. Alles andere musste warten. So war der Dezember nicht geplant!
Ihre Geburtstagspizza durfte meine Tochter ohne mich essen, dabei hatte ich mich so über die Einladung gefreut. Aber nicht allzu schlimm, schließlich ist sie ja schon erwachsen. Eine Woche später war ich fit genug, um Pizza zu essen und das Geburtstagsgeschenk (ein tolles Spinnrad) auszuprobieren. Ich weiß bis heute nicht, was mehr Spaß gemacht hat 😉
Zeitmangel oder Arbeitsüberschuss?
Egal, wie ich es nenne. Auf jeden Fall wartete eine Menge Arbeit auf mich, als ich halbwegs wieder fit war. Endlich konnte ich mit dem Jahresrückblog (Jahresrückblick als Blogartikel) anfangen und die Weihnachtsgeschenke für Mini-Enkel fertig häkeln. Braucht ja ein bisschen Zeit, wenn jeder Arbeitsschritt dokumentiert werden muss. Schließlich sollen die Anleitungen für das gehäkelte Werkzeug später möglichst leicht zu verstehen sein. Dazu gehört natürlich auch, dass alle wichtigen Schritte fotografiert werden. Also ran an die Arbeit!
Die Schraubendreher, der Zollstock und der Hammer waren schon fertig gehäkelt, das Sägeblatt auch. Beim Griff für die Säge musste ich ein wenig knobeln, beim Akku-Bohrschrauber mit auswechselbarem Bohreinsatz samt Ladeschale eine ganz Menge. Aber ich hab es geschafft! Ein Bleistift war dagegen recht schnell gehäkelt. Auf eine Kneifzange musste Mini-Enkel an diesem Weihnachtsfest allerdings verzichten. Wie gut, dass er noch nicht weiß, was alles in einen gut sortierten Werkzeugkasten gehört 😉 Weihnachten kann kommen!
PS: Vom Jahresrückblick habe ich nicht viel mehr als die Zwischenüberschriften geschafft 🙁
Corona statt Reisevorbereitungen
Zwei Tage bevor wir uns in den Zug Richtung Erzgebirge setzen wollten, kam per WhatsApp die Nachricht “Ich bin positiv”. Was nun? Der Zug war gebucht, Supersparpreis mit Zugbindung. Mein Mann stand für eine Diskussion nicht zur Verfügung, er war unterwegs, Rückkehr irgendwann im Laufe des Tages. Also musste ich mir etwas überlegen.
Eine Alternative war natürlich, einen neuen Zug an einem anderen Tag zu buchen – definitiv nicht meine erste Wahl. Lieber wollte ich es mit Alternative Nummer zwei ausprobieren: für drei bis vier Tage ein Hotel oder eine Pension finden. Leichter gesagt als getan, es war alles ausgebucht, zumindest über das Wochenende. Erzgebirge und Weihnachtszeit – das sagt wohl alles!
Abends, nachdem ich endlich mit meinem Mann beratschlagen konnte, versuchte ich, in einem Hotel in Freiberg ein Zimmer zu bekommen. Dort gibt es einen sehr schönen Weihnachtsmarkt und auch sonst ist die Stadt die eine oder andere Reise wert. Aber auch hier: Fehlanzeige, alles übers Wochenende ausgebucht! Auch der nächste Anruf in einer Pension brachte keinen Erfolg. Schweren Herzens haben wir also einen neuen Zug gebucht. Damit verkürzte sich unser Enkelbesuch von 14 auf neun Tage 🙁
Aber: besser kurz als gar nicht!
Glatteis – Reisen unter erschwerten Bedingungen
Kofferpacken war angesagt, aber die Lust dazu sank rapide auf “0” als wir den Wetterbericht für unseren Reisetag sahen: Glatteis von nachts um 3:00 Uhr an, langsam vom Reisestart zum Reiseziel weiterziehend, Schulausfall im ganzen Landkreis. Schlimmer konnte es jetzt nicht mehr kommen, oder? Wie sehr hätte ich mir jetzt eine Portion Flohpulver gewünscht!
Der Reisetag
- Weckerklingeln: 5:55 Uhr, damit wir die Nachrichten um 6:00 Uhr im Radio hören können
- Nieselregen beim Aufstehen
- Kurz vor die Tür gucken, die Straße checken: beginnende Glätte 🙁
- Check: fährt unser Zug? Fahren die Busse, falls das Auto besser stehen bleiben sollte? Scheint alles zu fahren.
- Frühstück ohne Appetit: Joghurt und eine kleine Tasse Kaffee
- Auf geht´s: immer noch Regen, Straße recht frei, Bürgersteig spiegelglatt – also mit dem Bus nach Bad Münder (Springe ist meist schlechter gestreut, Auto sollte nicht so lange am Bahnhof stehen)
- Kaum an der Bushaltestelle angeschlittert, meldet die Öffis-App “Linienverkehr gestoppt”: Zeit für Plan C (oder D?)
- Meinen Bruder angerufen, er hat ein Auto mit Allrad-Antrieb und hatte am Vortag angeboten, uns zum Bahnhof zu bringen. Als wir ankamen, fuhr gerade eine S-Bahn aus dem Bahnhof raus, “unsere” sollte in einer halben Stunde kommen. Der Anschlusszug nach Leipzig hatte bisher keine nennenswerte Verspätung. Also alles nach Plan?
- Pustekuchen! Die S-Bahn hatte 30 Minuten Verspätung, die Umsteigezeit schrumpfte auf drei bis fünf Minuten. Ob wir das schaffen?
- Warten an der S-Bahn-Tür, als erste raus aus der Bahn, Sprint mit Koffer von Gleis 2 zu Gleis 10. Tatsächlich in drei Minuten geschafft, durch die erste erreichbare Tür in den Zug, da ging die Reise auch schon weiter. Puh, geschafft!
- Sitzplatz gesucht und auf den Servicemitarbeiter gewartet, der Magen hing uns inzwischen fast in der Kniekehle. Irgendwann lief tatsächlich ein Servicemitarbeiter durch das Abteil, er kam von hinten und war schneller wieder draußen, als wir gucken, geschweige denn etwas bestellen konnten. Tschüss, zweites Frühstück!
- Geteiltes Leid ist halbes Leid – ein geteiltes Twix ist auch nur halb, aber besser als nix.
- Leipzig: Umstieg in sechs Minuten, Weihnachtduft am Bahngleis, aber keine Zeit zum Essen. Da weiterhin Glatteiswarnung für Olbernhau bestand, wollten wir die Reise auch nicht für ein Mittagessen unterbrechen. Vielleicht war der Zug ja schneller als der Eisregen?
- Chemnitz: schon nach 14:00 Uhr und endlich Futter in Reichweite. So gut hat uns ein einfacher Butterbrezel selten geschmeckt!
- Noch eine Stunde Zugfahrt, Temperaturen um den Gefrierpunkt und weiter Regen. Der Blick auf die Bahnsteige unterwegs zeigte schlitternde und sich vorsichtig voran tastende Menschen. Das kann ja heiter werden!
- Endstation Olbernhau: spiegelglatter Bahnsteig, aber glücklicherweise mit Geländer. Unser Sohn wartete schon und brachte uns sicher den Berg hinunter und zu seiner Wohnung, ein paar Ausrutscher unterwegs inklusive. Geschafft (hatten wir und waren wir)!
- PS: Das Abendessen beim Inder zwei Stunden später und nur wenige Fußminuten entfernt musste leider ausfallen, auf dem Bürgersteig konnte man nicht einmal mehr stehen, so glatt war er.
Das dicke Ende – ein gebrochener Zeh
Nur schnell was erledigen und nicht auf den Weg achten. So fix kann’s gehen. Da überstehe ich das gefürchtete Glatteis ohne Schaden und breche mir den Zeh am Bettpfosten. Den 23. Dezember hatte ich mir wirklich anders vorgestellt. Na ja, Fuß hoch und Eis drauf! Der Gehtest gegen Abend fiel nicht zu meiner Zufriedenheit aus, aber das hatte ich mir schon gedacht. Also schnell noch Material zum Tapen besorgt – Hansaplast statt Physio-Tape, gab nix anderes im Laden und mein Zeh wollte dringend wieder hochgelagert werden. Der Zeh und ich kennen das ja schon, er war vor ca. zwei Jahren war er schon mal gebrochen.
Der Vormittag des Heiligen Abends hätte kaum schöner sein können: während der Rest der Familie mit den Festvorbereitungen beschäftigt war, saß ich mit Mini-Enkel auf dem Bett beim Bilderbücher ansehen. Später haben wir mit der Eisenbahn gespielt. Hätte ich zwar auch ohne gebrochenen Zeh gern getan, aber so halt auch ohne schlechtes Gewissen 😉
Geht’s noch dicker?
Wir hatten schöne Weihnachten mit Mini-Enkel, geschmücktem Weihnachtsbaum und leckerem Essen, Familientreffen inklusive. Abends kratzte mir vom vielen Erzählen der Hals ein wenig, war ich wohl nicht mehr gewohnt. In der Nacht entwickelten sich daraus jedoch handfeste Halsschmerzen. Auf den Spaziergang bei strahlendem Sonnenschein und kaltem Wind musste ich schweren Herzens verzichten, ich ging nach dem Frühstück wieder ins Bett.
Ja, okay, mein Zeh war dem Hals dankbar, dass ihm die Tortur erspart blieb. Die Rückreise am nächsten Tag war dafür für beide Körperteile nicht angenehm. Wie gut, dass unsere Tochter zusammen mit Fast-Schwiegersohn uns nicht nur vom Bahnhof nach Hause brachte, sondern auch mit einem leckeren Bohnen-Lamm-Eintopf verwöhnte. Danke!
Ende gut? Alles gut!
Am nächsten Morgen hatte ich gar keine Stimme mehr, aber zum Glück auch niemanden angesteckt. Der Rest des Monats war kurz und friedlich. Reden ging kaum, nachdenken und Pläne schmieden dafür umso besser. Geld ausgeben auch. Also hab ich es gewagt, mich bei “The Content Society“, einem Online-Coachingprogramm anzumelden. “Eigentlich” habe ich gar keine Zeit dafür, schließlich warten 2023 ein Näh- und ein Designkurs auf mich, eine Hochzeit (inklusive Kleider dafür nähen) und (hoffentlich!) ein Umzug (inklusive Ausmisten von 30 Jahren Sammeln und Horten von Wichtigem und Unwichtigem). Blogartikel kann ich auch ohne Society und Co-Blogging schreiben, ABER Judith bietet sooo viel mehr an und ich hoffe, damit meine Blogs auf ein neues Level heben zu können. Auf geht´s! Dieser Blogartikel ist erst der Anfang …
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