Es gibt gefühlt tausend Gründe, warum ich häkle. Manche sind einfach praktischer Natur, andere eher persönlich. Aber liebe ich das Häkeln wirklich? Darüber musste ich tatsächlich ein wenig nachdenken, denn es ist für mich schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Oder ist es „nur“ eine Gewohnheit? Nein, es gibt tatsächlich einige Gründe, warum ich das Häkeln liebe!
1. Häkeln ist so vielseitig
Als Scannerin kann ich mich nicht gut nur auf eine einzige Sache konzentrieren, es gibt einfach viel zu viele interessante Tätigkeiten auf der Welt. Und alle wollen von mir persönlich ausprobiert werden 😉 oder nicht? Beim Häkeln kommen viele verschiedene Fähigkeiten zum Einsatz:
- Vorstellungsvermögen: Arbeite ich nach fremden Anleitungen (was allerdings nur noch selten passiert), dann benötige ich diese Fähigkeit nur sehr eingeschränkt. Ich habe ja Bilder, an denen ich mich orientieren kann und Arbeitsschritte, die ich lediglich „abarbeite“. Ich muss mir dann nur noch vorstellen, wie das Ergebnis mit meinem Garn/meinen ausgewählten Farben aussehen wird. Das ist ja nun wirklich nicht schwierig.
Entwickle ich aber eigene Anleitungen, dann muss ich wissen, welche Maschen und Arbeitsschritte mich zu dem gewünschten Ergebnis bringen. Das ist schon deutlich komplizierter.
Welche Farben und Formen will ich verwenden? Und wie beschreibe ich meine Gedanken und meine Arbeit so, dass sie auch für AnfängerInnen leicht nachvollziehbar sind? - Mathematik: Ja, auch wenn es nicht sofort ersichtlich ist, im Häkeln steckt das Kleine 1×1! Und zwar mehr, als Du vielleicht denkst ;-). Wie wird ein Kreis gehäkelt, ohne dass er sich wölbt, wie konstruiere ich eine Kugel oder ein Oval? Das kannst Du alles ausrechnen. Klingt kompliziert? Keine Angst, mehr als Grundschulmathematik brauchst Du nicht!
- Fingerfertigkeit: Ich häkle gern kleine knifflige Dinge, wie zum Beispiel Amigurumi, Ohrhänger oder Schlüsselanhänger, aber auch Spielzeug mit Funktion, beispielsweise einen Trecker, dessen Räder sich drehen lassen. Oder eine Bohrmaschine mit auswechselbaren Bohrern und einer separaten Akku-Ladeschale. Manchmal ist das ganz schön kompliziert und friemelig, aber es hält meine Finger beweglich.
- Kreativität: Immer nur vorgegebene Schritte nachzuvollziehen ist langweilig, aber beim Häkeln kann ich ja selber kreativ werden. Zum einen kann ich Farben und Größen von fremden Anleitungen variieren, Details einfügen oder andere weglassen und die Projekte an meinen Geschmack anpassen.
Zum anderen entwerfe ich gerne eigene Anleitungen, die oft dadurch entstehen, dass jemand fragt „Sag mal, kann man eigentlich auch XY häkeln?“ Man kann alles häkeln, wenn man nur weiß, wie! Egal ob XY nun ein Biber als Schlüsselanhänger, ein Traktor, ein Kleidungsstück oder eine Bohrmaschine ist. Der Biber ist allerdings deutlich einfacher zu häkeln (und entwerfen) als die Bohrmaschine ;-).




2. Häkeln entspannt
Häkeln ist fast wie meditieren: Du konzentrierst Dich auf die Bewegung Deiner Finger, alles andere ist nicht wichtig. Das ist fast wie Yoga.
Bei manchen Häkelarbeiten ist Reihen- und/oder Maschenzählen angesagt, da kannst Du nicht gleichzeitig Probleme wälzen. Das ist eine gute Therapie gegen Grübelei, probier’s ruhig mal aus! Auf diese Weise komme zumindest ich recht schnell wieder runter, wenn es mal nötig ist.
Bei „einfachen“ Häkelarbeiten (ohne Zählen und Rechnen oder Farbwechseln) benötige ich meinen Kopf dagegen praktisch gar nicht. Das machen meine Finger automatisch. Dann kann ich meine Gedanken einfach laufen lassen, tagträumen, mich in Ruhe unterhalten oder den nächsten Blogartikel vorbereiten.

3. Häkeln ist (fast) überall möglich
An der Bushaltestelle, im Zug oder im Wartezimmer – ich häkle fast überall. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Ich häkle nicht im Bus oder im Auto, dann wird mir nämlich so richtig übel! Aber sonst sieht man mich selten ohne Handarbeitszeug (könnte allerdings sein, dass ich gerade mal stricke). Notfalls klemme ich mir das Wollknäuel auch beim Gehen und den Arm.
4. Häkeln ist kommunikativ
Klingt paradox? Ja, beim Häkeln bin ich praktisch „mit mir selbst“ beschäftigt, aber ich werde oft darauf angesprochen. Da haben sich schon viele nette Gespräche und einige neue Bekanntschaften ergeben. Du glaubst gar nicht, wie viele Menschen Dich ansprechen, wenn Du Dein Häkelzeug auspackst!
Und es sind beileibe nicht nur Frauen, die mich ansprechen! Auch Männer haben etwas zum Thema zu sagen. Die eine oder andere Bemerkung klingt vielleicht ein wenig herablassend, oft ist aber auch ein mehr oder weniger großer Sachverstand zu hören. Spaß bringen die Gespräche jedoch (fast) immer.
5. Ich habe (fast) immer ein kleines Geschenk zur Hand
Das ist zugegebenermaßen ein ziemlich praktischer Grund, warum ich das Häkeln liebe. Meistens häkle ich ein Geschenk, weil es zu dem Menschen passt, den ich beschenken möchte. Oder auch, weil er/sie es sich wünscht. Oft häkle ich aber auch Dinge, weil ich gerade Lust dazu habe, eine entsprechende Anleitung erarbeite oder einfach nur so. Brauche ich ein kleines Geschenk oder ein Mitbringsel, dann schaue ich einfach in meine „Häkelkiste“ (da sind meine Amigurumi drin). Die Kiste ist immer mehr oder weniger gut gefüllt mit Eulen, Drachen, bunten Vögeln, Schutzengeln und allerlei anderen Tieren. Manchmal ist auch ein kleiner Trecker oder ein Auto drin. Es ist also für beinahe jede Gelegenheit etwas dabei.




PS: Inzwischen gibt es auch eine Klude-Kiste mit Spülis/Waschlappen in diversen Farben und Mustern. Dafür habe ich nämlich auch eine Anleitung geschrieben. Du findest sie in meinem Shop, wenn Du magst.
6. Ich habe nie Langeweile
Wann hatte ich das letzte Mal Langeweile? Ah ja, als ich wegen eines steifen Nackens nicht handarbeiten konnte! Vor meiner Karpaltunnel-OP habe ich mir extra einen Mini-Webrahmen gebastelt, das Weben ging nämlich auch mit einer Hand. Jetzt warten ca. 128 Quadrate seit ungefähr drei Jahren darauf, von mir zusammengenäht zu werden. Komisch, diese Arbeit können die wenigsten HäklerInnen und StrickerInnen leiden (zumindest von denen, die ich kenne) ;-).
7. Häkeln ist gesund!
Kein Scherz! Häkeln ist wirklich gesund, das wurde schon in vielen Studien festgestellt. Hier ist meine Meinung dazu:
- Häkeln hält das Gehirn fit: In der Tat ist Häkeln eine (besondere) Form von Gehirnjogging. Du musst Maschen und Reihen zählen, Muster anpassen und umrechnen, Proportionen beachten und vieles mehr. Das fordert manchmal einiges an Gehirnschmalz und ist viel besser als Sudoku oder Kreuzworträtsel lösen.
- Häkeln baut Stress ab: Wenn Du viel häkelst, wirst Du sicher bemerken, dass Du an manchen Tagen fester häkelst, als an anderen. Mir geht das jedenfalls so. Das liegt an der inneren Anspannung – oder eben an der gerade herrschenden Gelassenheit ;-). Auch die Häkelgeschwindigkeit variiert bei den meisten HäklerInnen je nach Stresslevel. Ich kenne das von mir. Nach einigen Minuten des Häkelns pendelt sich alles auf ein „Normalmaß“ ein, dann habe ich den Stress sozusagen weg gehäkelt.
- Häkeln macht schlank: Lach nicht! Während ich häkle, nasche ich deutlich weniger, als beim Fernsehen ohne Handarbeitszeug. Warum? Erst noch schnell die Runde zu Ende häkeln und eine Markierung setzen, damit ich nicht durcheinander komme, dann nehme ich mir ein Stück Schokolade oder ein paar Chips. Upps, das habe ich in der letzten Runde ja auch schon gedacht! Na, macht nix, dann eben nach der nächsten …
Wenn ich länger darüber nachdenke, dann fällt mir vielleicht noch der eine oder andere weitere Grund ein, warum ich das Häkeln liebe. Aber dies sind sicher die Wichtigsten. Häkelst Du auch gern? Dann verrat mir doch mal, warum Du das Häkeln liebst!
Was, Du häkelst noch gar nicht? Dann wird es endlich Zeit, damit anzufangen! Hier geht es lang:
Und hier findest Du mein Buch: Amigurumi – endlich richtig häkeln!
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